Der Weg des Pinsels



„Ich male Bambus. Immer wieder.“

Regentage sind perfekt. Ich sitze am Fenster, eine Tasse Tee in der Hand, und lasse mich vom Klang der fallenden Tropfen umhüllen. Kein Termin, kein Plan – nur dieser Moment.
Ich räume den Schreibtisch frei und bereite mich vor: Tuschestift, Reibstein, Papier und ein paar Pinsel.

Die Tinte selbst anzureiben, statt sie fertig zu nehmen, verlangsamt mich. Die kreisenden Bewegungen auf dem Stein stimmen mich ein, bringen mich zur Ruhe – ganz allmählich.

Ich male Bambus. Immer wieder.
Damit der Pinsel dem Papier begegnet, ohne zu viel zu wollen, braucht es Geduld. Erfahrung. Und einen klaren Geist.
Die Tinte zeigt alles. Jede Ablenkung. Jeden inneren Druck. Selbst der Ehrgeiz hinterlässt Spuren.
Es ist eine stille Einladung: nicht zu werten, nicht zu kontrollieren – sondern einfach da zu sein.

Und wenn dann ein Blatt eher wie ein Hasenohr aussieht oder ein Tintenspritzer seinen eigenen Weg findet?
Auch das gehört dazu.
Es ist nicht das Ergebnis, das zählt – sondern die Freude am Tun, das Eintauchen ins Jetzt.

Achtsamkeit beginnt dort, wo wir mit uns selbst milde werden.
Wo wir nicht alles richtig machen müssen.
Wo wir uns erlauben, unperfekt zu sein – und gerade darin ganz präsent. ~

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